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Die Welt mal warten lassen

Es gibt sie, die Laufzauberformel. Sie ist der sichere Garant, dass die Motivation nicht irgendwann flöten geht, weil sich Monotonie eingeschlichen hat. Abwechslung kann aber noch viel mehr. Sie macht schneller. Auf meiner Top-Liste der Trainingsvarianten ganz weit oben steht der Long Jog.

Alles andere als Liebe auf den ersten Blick

Es war alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Ich war damals über Jahre in jedem Training zwischen 8 und 12 Kilometer gelaufen. Immer im ähnlichen Tempo. Dann kam diese Aktivwoche mit Laufikone Markus Ryffel und seinem Team im Engadin. Ich wollte neue Trainingsreize setzen. Und bekam sie in geballter Ladung.

Auf dem Programm standen zwei Long Jogs. Einmal ein flacher 15 Kilometerlauf und einmal ein Berglauf mit 25 Kilometern. Markus Ryffel nannte den Berglauf «die Krönung der Woche». Ich war mir da nicht so sicher. Wer läuft schon von St. Moritz zur Alp Grüm hoch? Was ich dann bei diesem Abenteuer aber für mich lernen konnte, veränderte vieles. Tempo rausnehmen. Geduld haben. Auf den Körper hören. Und das Glücksgefühl geniessen, das sich nach gut zwei Stunden Laufen einstellt. Denn spätestens dann haben geübte Läufer das „Runners High“. Das Gefühl Flügel zu haben und voll im Hier und Jetzt zu sein.

Abwechslung im Trainingsalltag

Seither liebe ich die langen Läufe über alles. Oft wähle ich dazu keinen Rundkurs, sondern Strecken von A bis B und nehme für den Rückweg den Zug. Sie bringen mir neben dem Dauerlauf, dem Intervall und den Fahrtspielen die Würze und die nötige Abwechslung in meinen Trainingsalltag. Und schenken mir ein unglaubliches Gefühl von Freiheit.

Von einem Long Jog spricht man bei einem Lauf der zwischen 90 und 150 Minuten dauert. Er ist wichtiger Bestandteil des Marathontrainings. Bereitet er den Körper doch physisch und psychisch auf die lange Distanz vor. Und er kann noch mehr: Eine kürzlich in England erschienene Studie hat nachgewiesen, dass lange Läufe jünger machen. Zumindest die Blutgefässe, und zwar bis zu vier Jahre. Ich packe meinen Laufrucksack mit Wasser und einem trockenen Shirt aber auch gerne ohne einen Marathon im Visier zu haben. Einfach so - und los geht’s. Die Welt kann so lange auf mich warten.

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